Vor einiger Zeit erhielten wir das Wappen vom Honorarkonsul der jamaikanischen Botschaft in Berlin mit der Bitte es zu restaurieren. Hergestellt ist es aus einem Faserverbundmaterial auf Polyesterbasis. Als es ankam zeigte es zahlreiche Brüche und Abplatzungen.
Zuerst mußte die ganze Farbe runter damit ein komplett neuer und sicherer Lackaufbau möglich war.
Dazu wurde das Jamaika Wappen mehrmals abgebeizt und gereinigt. Im Bild unten sind fehlende Stücke und Brüche von der Rückseite zu sehen.
Abgebrochene Teile wurden mit Epoxidharz und Gewebe angeklebt und stabilisiert.
Nachdem das Harz und Gewebe am Wappen gut getrocknet waren wurden abgebrochene und fehlende Stücke mit Spachtel nachgebildet. Aussen ist die Farbe hier bereits restlos entfernt.
Die Spachtelarbeiten am Jamaikawappen aussen wurden mit sehr viel Feingefühl durchgeführt, da die Strukturen nachgebildet werden mußten.
In noch vorhandene und sichtbare Risse wurden vereinzelt dicke Glasfaserstränge zur Versteifung eingearbeitet. Nach dem verschleifen der Spachtelarbeiten wurde das ganze Wappen mehrmals dünn gefüllert um nicht die Strukturen zu zuschwemmen.
Nach dem geschliffenen Füller wurde erst einmal alles weiss grundiert, dann die silbernen Stellen des Schildes gespritzt. Anschließend die Farbverläufe am Banner angelegt und vertiefte Stellen von Hand ausgemalt.
Die goldenen Ornamente wurden mit echter Goldbronze angelegt, die Schriftzüge ausgemalt und das ganze Wappen anschließend mit mehreren Gängen 2 K Klarlack geschützt. Nun hängt es bereits wieder ein paar Jahre ohne Verwitterungserscheinungen im Aussenbereich. Aufgrund einer fundierten Ausbildung sind solche Restaurationsprojekte kein Problem für uns.
Die Symbolik des Wappens kann bei Wiki nachgelesen werden. (es öffnet sich ein neues Fenster)
In der Vergangenheit haben wir auch steinerne Madonnenfiguren von Privatleuten wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. Im Krieg hatte man die wunderbaren Bemalungen einfach weiß übermalt um die Figuren vor Plünderung zu schützen. Die weisse Farbe mußte dabei sehr vorsichtig abgetragen werden und die darunter erscheinende Bemalung wurde fotografisch dokumentiert um sie später wieder naturgetreu wieder herzustellen.
Das setzt natürlich entsprechende Fachkenntniss der unterschiedlich verwendeten Materialien und Arbeitstechniken vorraus. Auch im Falle des jamaikanischen Wappens wurde natürlich alles fotografisch dokumentiert damit es hinterher wieder orginalgetreu aussieht. Von innen wurde das Gewebe mit einem Schutzlack versehen damit es nicht unnötig Feuchtigkeit aufnimmt. Etwas an das die ursprünglichen Hersteller nicht gedacht hatten.
Bei der Restauration von Wappen oder aber auch Figuren muss man umfangreiche Materialkenntnisse und Arbeitsweisen kennen und beherrschen. Im Falle des jamaikanischen Wappens wurde die komplette Farbe nicht nur lose, sondern auch mit dem Folgematerial unverträglich war wurde sie restlos entfernt.
Nichts ist schlimmer als wenn jemand nach tagelanger Arbeit feststellt das sich ein Alkyharzanstrich nicht mit modernen 2K Materialien verträgt. Da es sich bei dem Wappen nicht um ein antikes Stück handelte konnten bei der Restauration moderne und haltbarere Materialien eingesetzt werden.
Viele ursprüngliche Materialen werden durch heutige Umwelteinflüsse übermäßig strapaziert und es war früher nicht abzusehen wie agressiv das Klima würde. Darum muss man zwischen Orginalität und weiteren Erhalt abwägen und danach eine Vorgehensweise entscheiden.
Ein Ölgemälde z.B. kann man durch Glas und spezielle Raumatmosphäre vor stärkerer UV Strahlung oder klimatische Bedingungen schützen.
Bei einem im Aussenbereich stehenden Objekt wird dies bereits schwieriger. Natürlich gibt es auch sehr haltbare ursprüngliche Materialen die modernen Material gleichwertig oder sogar besser sind, nur muss man sie auch kennen.
Aus diesem Grunde sollte man nicht nur künstlerische Fähigkeiten besitzen sondern auch über ausreichende Materialkenntnisse verfügen, oder sich diese aneignen.
Dazu gibt es ausreichende Fachliteratur.
Einer allein weiß nicht alles, aber viele wissen viel.
In diesem Sinne paßt der Spruch auf dem jamaikanischen Wappen auch hier 🙂
Out Of Many, One People („Aus vielen, ein Volk“).