Ein Kunde fragte uns ob wir auch einen Wasserschaden am Unterboden eines Hymer ERIBA NOVA Wohnwagen beheben können ohne das der ganze Innenausbau heraus muss was einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich kommt.
Anhand der gesendeten Fotos ließ sich der Schaden und die Ursache natürlich nicht beurteilen. So machte sich der Kunde aus dem hohen Norden auf und brachte uns den Wohnwagen. Zwischenzeitlich recherchierten wir etwas über das offensichtlich bekannte Problem. Scheinbar läuft Wasser am Heck herunter und sammelt sich aufgrund fehlender Abtropfkante am Unterboden.
Als der Wohnwagen da war prüften wir erst innen. Bis auf eine feuchte Stelle unter dem teils lose verlegten PVC sah es gut aus. Kein Schimmel. Lediglich das Holz war an dieser Stelle zerstört. Es wurde klar das die Stützen weg mußten da die Schrauben durch den Balken gehen und stark verrostet waren. |
Aussen und unten zeigte sich das die Holzbalken des Rahmens ziemlich nass und teilweise zerstört war.
Die Seitenwände sind unten am Rahmen verschraubt und standen etwas ab so das auch Feuchtigkeit zwischen Aussenwand und Rückwand eindringen konnte.
Da die Balken jedoch nur oberflächlich zerstört waren und der Austausch die Demontage der Inneneinrichtung erfordert hätte entschieden wir uns nach Rücksprache mit Hymer dazu die beschädigten Stellen trocken zu legen und mit Epoxidharz, Gewebe und Holzfasern aufzufüllen.
Dazu wurde der Stoßfänger hinten demontiert und alles zerstörte Holz unten mit einem Multitool entfernt. Die Holzfeuchtigkeit betrug teilweise über 30%.
Dank der sehr warmen Temperaturen mit Wind ließen wir alles abtrocknen bis wir bei gut 10 % oder darunter lagen.
Auf der linken Seite (in Fahrtrichtung) war die Ecke bereits hohl so das die Schrauben der Seitenwand keinen Halt mehr fanden. Da selbst eingedicktes Epoxidharz
die Eigenschaft hat der Schwerkraft zu folgen mußte das Loch verschlossen werden. Dazu wurde eine Epoxidharzplatte verwendet die vorher ordentlich aufgeraut wurde damit sie sich mit dem Harz verklebt. Sie wurde einfach mit ein paar Schrauben von unten fixiert. Solche Platten kann man einfach selber herstellen. Zwei Bretter mit Frischhalte- oder Transportfolie umwickeln. Auf die eine Platte ein paar Lagen Gewebe mit Harz tränken und zweite Platte oben drauf legen und beschweren. Platten sollten größer sein als die Platte weil durch das Pressen Harz austritt. Oder einfach eine Folie unterlegen. Die verschmutzte Folie gehört später in den Restmüll.
Damit sich das Harz auch mit dem Seitenbalken verbindet und die noch vorhandenen Schrauben der Seitenwand einbettet bauten wir eine überdimensionale Schraubzwinge um die Seitenwände anzupressen bis alle Arbeiten ausgeführt sind. Dazu benötigt man einen ausreichend starken Balken, 2 verstärkte Winkeleisen, zwei kurze Balkenstücke, eine Holzplatte mit einem aufgeschraubten Blechstück und dicke Gewindestange mit Unterlegscheiben und Muttern.
Die Kurzen Balkenstücke werden mit den Winkeln am langen Balken befestigt so das die Spannweite etwas größer als die Breite des Wohnwagens ist.
Auf einer Seite bohrt man ein Loch für die Gewindestange. Zum Wohnwagen hin ein Brett mit Blech versehen damit sich die Gewindestange nicht durch das Holz drückt. Statt Blech kann man auch eine Lochmontageplatte aus Metall nehmen.
Zum Wohnwagen hin eine große Unterlegscheibe und Mutter. Dann kann man mit einem Schraubenschlüssel die nötige Spannung aufbauen.
Die Haltebleche für den Stoßfänger wurden demontiert um die Übergänge zu der Seitenwände später neu abdichten zu können.
Der Stößfänger hat unter der geklebten und gesteckten mittleren Griffleiste Schrauben. Schrauben in den Lampen und Reflektoren sowie unten am Unterboden.
Vor dem Lösen von unten die Steckverbindungen der Kabel im Stoßfänger lösen.
Bei den Lampen einfach ein Foto der Kabel machen. Die Steckschuhe sollten bei der Gelegenheit auch mal abgezogen werden und die Kontakte von evtl. Korrosion gereinigt werden. Die Stützen sind am Heck nur mit jeweils 2 Schrauben durch den Boden gesichert, nach vorne nur in einen Rahmenausleger gesteckt. Sind die Schrauben durchgerostet könnte man sie während der Fahrt verlieren. Am besten gleich ersetzen. Für die Arbeiten ohne Stützen unter den Rahmenausleger stabile Stützen stellen. Falls Arbeiten im Freien wie in diesem Fall ausgeführt werden diese Stützen mit unterlegten Bohlen gegen einsinken sichern. Bei schönen Wetter empfiehlt es sich die Arbeiten im Freien durchzuführen weil alles schön ohne zusätzliche Energiezufuhr trocknen kann
Nachdem alles lose und feuchte Holz entfernt wurde und der restliche Balken gut getrocknet ist ging es an das auffüllen der entfernten Stellen.
Dazu wurde ein Epoxidharz,- Glasfaser- Holzspänegemisch verwendet. Damit das Harz aufgrund der Schwerkraft nicht rausläuft einfach kleine Hartfaserplatten mit Frischhaltefolie umwickelt, ordentlicher Haufen des Gemisches drauf und von unten mit ein Paar Schrauben angepreßt so das es seitlich schön rausquillt. Das ganze wird in mehreren Gängen gemacht weil zwischen den einzelnen Stellen gerne mal Lücken bleiben. Immer über Nacht trocknen lassen und am nächsten Tag weiter arbeiten. Die Platten lösen sich dank Frischhaltefolie problemlos. Am Ende alles ein Paar Tage durchhärten lassen und mit einer grössen Schleifscheibe P40 egalisieren. An der Kante der Rückwand wurde mit Sikaflex 291i eine Abtropfkante Aus Kunsstoff geklebt. In diesem Fall wegen der Länge einfach eine Abdeckung eines Kabelkanals. Erfüllt seinen Zweck. Der Stoßfänger sollte von unten mit kleinen Abstangshalter verschraubt werden. Dafür kann man sich einfach Alurohr ablängen.
Am Ende kann man die Schraubenlöcher noch zuspachteln oder mit Sikaflex verschließen und den Unterboden mit einer Dampfdurchlässigen Farbe einfärben.
Beim laminieren die Schrauben für die Stützen einwachsen oder abkleben und an Position lassen oder aber von oben neu bohren. Vorher nachsehen ob man mit einem Akkuschrauber ran kommt.
Die Dichtkeder am Dach reissen auch gerne mal ein. Diese kann man entweder erneuern oder mit Sikaflex 291i weiss (maritim) ausbessern. Was bei Booten abdichtet ist für einen Wohnwagen erst recht geeignet.
Es wurde luftfahrzugelassenes Epoxidharz verwendet um bestmögliche Stabilität zu gewährleisten. Für diese Arbeit wurden ca. 2,5 Kg benötigt. Das kann natürlich individuell abweichen. Die Materialkosten sind bei diese Arbeit zu vernachlässigen und man sollte nur das Beste einsetzen, dann hat man wieder viele Jahre Ruhe.
Aufgrund jahrelanger Erfahrung mit diversen Reparaturen und Verschönerung laminierter GFK Teile haben wir natürlich ausreichend Wissen mit der Verarbeitung.Die komplette Durchgehärtung dauert min ca. 7 Tage, Bei entprechenden Temperaturen wie hier um 30C geht es etwas schneller. Diese Anleitung dient der Anregung alternativer Reparaturmöglichkeiten die im Einzelfall beurteilt werden müssen. Bei Fragen unterstützt sie der Hymerservice sicher gerne. Sollten sie es so oder ähnlich machen wollen geschieht dies auf eigens Risiko und Gefahr.
Tipp: Steht der Wohnwagen fest auf einem Platz sollte unter ihm kein Bewuchs sein da dies zu einer Dauerfeuchte von unten führen könnte.